Süßer Schlaf – Bettgeschichten im Heimatmuseum Rodheim

Die Austellung ist sonntags zwischen 15.00 und 17.00 Uhr geöffnet. Am Freitag den 14. November gibt es im Ausstellungsraum ab 19.00 einen Vortrag „Endlich gut schlafen können“ – siehe Vorschau

Dornröschen, schlafe 100 Jahr´, 100 Jahr´…!

Viele Ausstellungsgegenstände muten uns heute kurios an. Dazu gehört die metallene Bettpfanne mit langem Stiel, die mit glühenden Kohlen gefüllt ins Bett geschoben wurde. Auch die Beleuchtung per Kienspan. Ich weiß nicht, zu wievielen Verbrennungen und Bränden es dadurch kam. Es dürfte auch Kohlenmonoxid-Vergiftungen gegeben haben.Aber wenn man Heizmaterial sparen muss und es dennoch warm haben wollte. Was tun? Da helfen Schlafschuhe oder auch die Schlafmütze – die in dieser Ausstellung fehlt. Bei Max und Moritz „Onkel Fritze“ kann man eine schöne besichtigen. Etliche Wärmflaschen sind ausgestellt, z.T. Spezialanfertigungen. Aus meiner Kindheit 1956 erinnere ich mich an eine mit heißem Wasser gefüllte Steinhägerflasche. Und auch der heiße Backstein, in Zeitungspapier oder Tücher gehüllt, war noch durchaus üblich. Wer es sich leisten konnte, schlief im Himmelbett. Der dicke Vorhang sollte die Kälte fernhalten.

Das gezeigte Bett (dem ein Seitenteil fehlt) ist am Kopf- und Fußteil mit handgeschnitzten Ornamenten versehen. Mangels lockerem Stroh wurden hier drei kleine Strohballen von March verwendet. Früher hatte man einen dicht gewebten Sack , der mehr oder weniger regelmäßig mit frischem Stroh gefüllt wurde. Es war sicher eine Kunst, ihn so zu stopfen, dass man glatt lag. Am gesündesten ist Haferstroh. Wer es sich nicht leisten konnte, das Stroh häufig zu erneuern, musste mit diversen „Mitbewohnern“ rechnen. Im mittleren Bild oben ist sowohl eine Mause- als auch eine Flohfalle zu sehen. Das gezeigte Bett war für das Ehepaar gedacht, für 2 Personen recht eng. Das hübsche Nachthemd ist aus reinem, eng gewebten Leinen hergestellt und recht kratzig.

Für die Neugeborenen wurde der Wäschekorb empfohlen, den man überall mit hin nehmen kann. Für die Kleinkinder gab es die Wiege, die oft seit Generationen in Familienbesitz war. Auf dieser Wiege liegt ein „Paradekissen“ *)

Ein großes Problem stellte das nächtliche Austreten dar. Dazu gab es Nachttöpfe in den verschiedensten Größen, Formen und Farben. In der Ausstellung ist eine Soßenterrine zu sehen, die aber den französischen Namen Bordalou trägt. Eigentlich wurde der Bordalou für unterwegs, z.B. bei langen Gottesdiensten genutzt*2). Im Schlafzimmer nutzte man auch den Nachtstuhl. Von ihm leitet sich unser bekanntes Wort „Stuhlgang“ ab.

Die Werbung für giftfreie Schlafmittel hat ihre Berechtigung, denn noch um 1900 wurden gelegentlich Arsenhaltige Schlafmittel verschrieben;
das Stahlbett ist beeindruckend stabil, im Bild stehen über 25 Personen darauf;
die abgebildete Bettwäsche gab es noch in meiner Kindheit, aber sie galt als unfein, feiner galten reinweiße Bezüge. Erst in den 1970-1980er Jahren wurde wieder farbige Bettwäsche modern;
eine geblümte Tagesdecke aus Synthetik, federleicht und warm, fand man ab Mitte der 1950er Jahre in fast jedem Schlafzimmer. Anfangs nnutzte man sie vor allem bei beengtem Wohnraum, um das Bett tagsüber in ein Sofa zu verwandeln;
Ohropax wurde 1907 erfunden und hat sich seitdem kaum verändert. Mit 2 Mark war es allerdings sehr teuer, es entspricht knapp 10€.

Es gibt etliche Märchenbilder im Raum. Versuchen Sie mal, möglichst viele Märchen zu nennen, in denen das Bett eine Rolle spielt!

*1) wikipedia.org/wiki/Paradekissen

*2) .wikipedia.org/wiki/Bourdalou

Fotos Eveline Renell

Kommentar und Ergänzung von Dr. med. Alfons Lindemann:

Stimmt die Schlafhygiene?

Schlafstörungen haben erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. Wenn die Störung rasch erkannt und behandelt wird, sind die Ergebnisse gut.
Tagesmüdigkeit kann viele Ursachen haben; z.B. inadäquate Schlafhygiene, neurologische und psychiatrische Störungen, schlafbezogene Atmungsstörungen oder auch Einnahme bestimmter Medikamente.
Bekommt man nicht genug erholsamen Schlaf, können Stimmungsschwankungen, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen sowie eine Beeinträchtigung komplexer und kreativer Denkvorgänge resultieren. Darüber hinaus führt Tagesschläfrigkeit vermehrt zu Unfällen und zu einem erhöhten Konsum von Stimulanzien wie Koffein und Nikotin.
In der überwiegenden Zahlt der beim Arzt vorstellig werdenden Fälle von Insomnie, liegt eine inadäquates Schlafverhalten vor.

Es ist wichtig zu wissen, dass das schlafeinleitende Hormon Melatonin bei Jugendlichen später ausgeschüttet wird als bei Kindern vor der Pubertät.
Deshalb können Teenager erst gegen 22.30 oder 23.00 Uhr einschlafen. Kleinere Kinder brauchen viel Schlaf, um die vielen neuen Eindrücke des Tages in der Nacht zu verarbeiten und zu lernen.

Ab dem Jugendalter kann man zu folgenden schlafhygienischen Maßnahmen raten:

Verzichte auf Nikotin und geh erst zu Bett, wenn Du Dich sich müde fühlst.
Meide körperliche Anstrengungen und Koffeinkonsum zwei Stunden vor dem Zubettgehen;
davor ist Bewegung/Sport durchaus ratsam – vor allem in der frischen Luft.
Widme Dich eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen einer ruhigen Tätigkeit und verzichte auf Radio, Fernsehen, Computer und Telefon.
Nachts sollten im Schlafzimmer und auf der Toilette Dunkelheit oder nur gedämpftes Licht herrscht.
Stehe möglichst immer zur gleichen Zeit auf – auch am Wochenende.
Nachts ist das Ziffernblatt des Weckers Tabu; die Uhr interessiert erst wieder, wenn der Wecker geklingelt hat.
(Gefahr sich gedanklich unter Druck zu bringen, den Sympathikus – der auf Aktivität vorbereitet – anzuregen;
vorausahnend zu wissen, was sein wird – indem vergangenes auf zukünftiges hochgerechnet wird, statt die Aufmerksamkeit im Präsens zu haben.
Was zählt, ist die Ruhe jetzt; darin erholt sich der Körper – unabhängig davon, ob die Augen auf oder zu sind.)

Sinnvoll ist es, tiefe und ruhige Bauchatmung zu praktizieren, das entspannt und beruhigt, regt den Vagus-Nerv an, den Parasympathikus, der für Entspannung, Regeneration und Zellreparatur zuständig ist.
(Es gibt kein „falsch“ dabei; sollte es nicht gelingen, beginne einfach von Neuem – und zwar ohne Selbstbeschimpfungen; viel besser ist es, sich zu freuen, dass man die Planabweichung bemerkt hat und dadurch zurückkommen kann zu dem, was gut tut.)

Hilfreich oft auch ein Schlaftagebuch (Beispiel)

  • Haben Sie gestern tagsüber geschlafen? Wenn ja: wie lange?
  • Gab es gestern ein besonderes Ereignis?
  • Haben Sie gestern Medikamente eingenommen? Wenn ja: welche und in welcher Dosierung?
  • Haben Sie gestern abend Alkohol oder koffeinhaltige Getränke zu sich genommen? Wenn ja: wie viele?
  • Wann sind Sie gestern zu Bett gegangen?
  • Wie viele Minuten hat es gedauert, bis Sie eingeschlafen sind?
  • Falls Sie nicht einschlafen konnten, woran lag es?
  • Falls zutreffend: Wie oft und wann sind Sie in der letzten Nacht aufgewacht?
  • Wie lange waren Sie danach wach (Minuten)?
  • Womit haben Sie sich beschäftigt, als Sie wach waren?
  • Wann sind Sie heute morgen endgültig aufgewacht?
  • Wie viele Stunden haben Sie insgesamt geschlafen?
  • Wann sind Sie heute morgen aufgestanden?

Das Protokoll wird täglich, jeden Morgen 24 Stunden rückblickend, über einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen geführt.

Oft gibt es dabei Überraschungen:
So kann sich etwa bei einem älteren Menschen, der über „zu wenig Schlaf“ klagt, herausstellen, dass seine nächtliche Hauptschlafensperiode zwar kürzer ist als früher im Leben, doch zusammen mit den zusätzlichen Tagschlafepisoden kommt er durchaus auf „seine“ 7 bis 8 Stunden. Zudem schlafen ältere Menschen in der Regel weniger.
Oder es stellt sich heraus, dass die Schlafstörung in einen regelmäßigen, dem Patienten nicht bewussten Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen am Vortag steht.

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